Die Farbpsychologie

Farben wirken auf unser limbisches System im Gehirn, das ist das System, in dem Emotionen entstehen und gesammelt werden - und zwar seit Millionen von Jahren, als "Kommunikation" weitestgehend nonverbal stattfand und Lebewesen Signale aus der Natur erkennen und richtig deuten mussten um zu überleben. Dieses kollektive und oft unterbewusste Wissen der Menschheit ist tief in uns verankert und beeinflusst unser Tun und Handeln, wie auch unsere Emotionen bis heute! 

 

Das trifft auf viele äußere Einflüsse zu und damit auch auf Farben und deren Wirkung. Der Mensch kann also die Wirkung von Farben auf sich willentlich nur schwer beeinflussen. Weiß man um dieses archetypische Phänomen, kann man Farben im Positiven, wie auch im Negativen gezielt einsetzen, respektive etwaig negativen Aspekten entgegenwirken. 

Nehmen wir einmal die Farbe GELB. Sie gilt als Symbol für Sonne und Licht. Als Modefarbe kommt sie immer wieder mal bei Sommerkleidern zum Einsatz. Oft greift man auch bei Hausfassaden ganz gerne zu dieser Farbe. GELB kann aber auch recht aufdringlich wirken und hat einen starken Signalcharakter, der in der Vergangenheit "gemobbte" Außenseiter der Gesellschaft stigmatisierte. Noch heute symbolisiert ein Totenkopf auf grellem Gelb "Gefahr", bzw. Gift.

Die blaue Zitrone

Aus unserem kollektiven Ur-Unterbewussten heraus sind Farben Signale für unseren Organismus und wichtige Elemente der Überlebensstrategie. Sie bereiten unseren Körper darauf vor, wie er gegebenenfalls reagieren muss, ob Gefahr droht und welche Reaktion erforderlich ist.

Kommen wir noch einmal auf die Farbe GELB zurück: Stellen Sie sich doch einfach mal vor, sie beißen ganz herzhaft in eine Zitrone. Ihr Körper wird sofort ganz automatisch reagieren - Sie können gar nichts dagegen machen und Ihnen läuft sofort das "Wasser im Munde" zusammen (mir hier beim Schreiben übrigens auch ;-) Ihr Körper stellt sich darauf ein, was auf ihn zukommt, nämlich etwas Saures, denn wir haben bereits vor Millionen von Jahren gelernt, dass gelb-grünliche Früchte sauer schmecken. Entweder weil sie von der Natur so angelegt sind, oder weil sie einfach noch nicht reif sind.


Reaktionen auf den Organismus

Nun stellen Sie sich im Geiste mal vor, die Zitrone wäre grau, rot oder gar blau... und Sie werden feststellen, dass Sie dies vielleicht für ein interessantes Kunstobjekt halten, aber in Ihrem Organismus per se keinerlei ähnliche körperliche Reaktionen hervorruft. Wenngleich auch diese Farben natürlich individuelle Reaktionen ausrufen (können), die jedoch in Verbindung mit dem Objekt nicht in der gleichen körperlichen Weise vordergründig wahrnehmbar sind.

Dieses tief verwurzelte "Überlebens-" Wissen und die "Ur-Emotionen", die wir mit einer Farbe verbinden führen dazu, dass Farben einen enormen Einfluss auf unser menschliches Wohlbefinden und Lebensgefühl haben. 

So konnte Professor Nils Finsen in seiner Forschungsarbeit über Licht und Farben nachweisen, dass die Farbschwingen, die auf den menschlichen Körper treffen, deutliche Reaktionen auf unseren Organismus hervorrufen. Finsen erhielt für diese Arbeit übrigens bereits im Jahre 1903 den Nobelpreis für Medizin.

Farben sind Emotion pur!

Farben sind also so viel mehr als - physikalisch gesehen - gebrochenes Licht! Sie sind Emotion pur! Und deshalb haben Farben enormen Einfluss auf Psyche und Körper. So können Farben gleichermaßen unsere Gesundheit unterstützen, wie im schlimmsten Falle Krankheiten begünstigen und sie können innere Harmonie und persönliches Wohlbefinden ebenso herstellen wie beunruhigende Spannungszustände.

An dieser Stelle möchte ich auf ein kleines Phänomen hinweisen, das mich anfangs selbst etwas überrascht hatte und dem ich versuchte, auf den Grund zu gehen. Ich untersuchte quasi mein eigenes "Farbverhalten".

 

Nachdem ich mein Atelier eröffnet hatte, platzte es bald schier aus allen Nähten, angesichts der vielen verschiedenen Objekte und Werke mit all den kräftigen Farben, die ich vorzugsweise mische und verwende.  Anfangs dachte ich, dass diese Explosion an unterschiedlichsten farblichen Eindrücken auf doch sehr begrenzter Fläche wohl so ziemlich jeden Atelierbesucher "erschlagen" würde. Bis zu jenem Moment, als mir eine mittlerweile treue Kundin einmal eröffnete, dass sie so gerne bei mir im Atelier vorbeischaut, um positive Energie zu tanken!

 

Wow, dachte ich, vielleicht ein Einzelphänomen?! Nein, gar nicht! Denn in Folge stellte ich auch bei anderen Besuchern fest, dass sie diese geballte Kraft der Farben überhaupt nicht als überladen empfinden, sondern im Gegenteil als überaus stimmungsaufhellend wahrnahmen. Woran lag das wohl?

Nun, offenbar ordnete ich die Farben und Farbfamilien der einzelnen Werke rein intuitiv so an, dass sie harmonisierend wirkten, ohne die Wirkung der einzelnen Farben gegenseitig aufzuheben oder zu überlagern. Und in der Tat, gehe ich im Nachhinein analytisch an die Sache heran, so steht - sehr vereinfacht dargestellt - einem vitalisierenden Rot stets auch ein beruhigendes Blau gegenüber. So besteht weder die Gefahr, dass zu viel Rottöne eine aggressive Stimmung oder Unruhe auslösen könnten, noch dass zu viel Blau lähmend und stimmungsdämpfend wirken könnten.

Zu Wirkung und Einsatz einzelner Farben und Farbtöne gehe ich in den nächsten Kapiteln ein.

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