Die Farbe BLAU - Teil I

Farbe der Götter, Unendlichkeit & Sehnsucht

Das beruhigende, emotionslose Blau ist in seiner Wirkung auf uns das krasse Gegenteil zum aktiven, leidenschaftlichen Rot. Und Achtung, Blau beruhigt nicht nur auf harmlose Weise, es kann sogar depressiv stimmen! Denn je tiefer und dunkler ein Blauton ist, je "schwärzer" es wird, um so negativer und bedrohlicher empfinden wir es.

 

Blau ist eine kalte Farbe. Während ein roter Raum wärmt, so empfinden wir die Raumtemperatur eines blau gestrichenen Raumes tatsächlich zwei bis vier Grad kälter, als sie tatsächlich ist. Schon Goethe sagte dazu: " Zimmer, die blau austapeziert sind, erscheinen gewissermaßen weit, aber eigentlich leer und kalt". (Goethe Farbenlehre)

 

BLAU galt und gilt aber auch als Symbol der Treue, als "Farbe der abweisenden Augen". Daher kommt auch z.B. der Brauch, einen Verlobungsring mit einem blauen Saphir zu versehen. Es ist dem Element Wasser zugeordnet, wird aber seit jeher auch mit dem Himmel, und damit der Ferne und Unendlichkeit assoziiert.

Geschichte & Archetypische Bedeutung:

Götter und Heilige tragen in vielen Kulturen seit jeher stets blaue Gewänder, ob im alten Babylonien oder Persien wie auch die Nilgötter Ägyptens. Auch indische Götter haben eine blaue Haut und der blaue Elefant ist ein Symbol der Erleuchtung. Im Hinduismus stellt man sich den Anfang der Welt als blaues Licht vor. In der christlichen Welt trägt die Jungfrau Maria einen weiten, blauen Mantel und der Hintergrund kirchlicher Gemälde wurde oft in Blau dargestellt, als Metapher für das Göttliche bzw. Übersinnliche.

Nicht umsonst schwelgten deutsche Dichter im Dunst der "Blauen Blume" der Romantik. Denn Blau steht für seelische Tiefe, Unendlichkeit, Sehnsucht aber auch Hoffnung. Das Motiv der "Blauen Blume" wird vom deutschen Dichter Novalis, respektive Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (1772-1801), in seinem nicht vollendeten, im Mittelalter spielenden Roman "Heinrich von Ofterdingen" beschrieben. Die Hauptfigur des Werkes, der Minnesänger Heinrich, wird darin auf wundersame Weise von einer blauen Blume angezogen. Sie wurde in Folge das Sehnsuchtssymbol der Romantik. Symbolisch steht die "Blaue Blume" also für die Sehnsucht nach etwas, was schwierig zu erreichen ist.


Gewinnung & Herstellung

Natürliches, aus Pflanzen gewonnenes Indigo-BLAU
Natürliches, aus Pflanzen gewonnenes Indigo-BLAU

Das Indigo-Blau ist ein sehr angenehmes, kräftiges, doch nicht zu dunkles Blau knapp an der Grenze zum Violett. Die Indigopflanze ist ein tropischer Hülsenfrüchtler, dem man die blaue Farbe nicht direkt ansehen kann. Erst in einem aufwändigen Verfahren wird sie auch mit Hilfe von Sauerstoff (Oxidation) gewonnen. Nachweislich wurde der Indigostrauch - ursprünglich aus Indien stammend - bereits 2500 v. Chr. in Ägypten kultiviert. Überhaupt waren es die alten Ägypter, die wohl erstmals in der Lage waren, grüne und blaue Farbpigmente auch aus Steinen, respektive Mineralien zu gewinnen., wie z.B. dem tiefblauen Schmuckstein Lapislazuli.

 

Bis zum 12. Jahrhundert war der Farbstoff Indigo in Europa eher selten, da nur sehr wenig davon aus  Indien importiert wurde. Es waren schließlich die Niederländer, die ihn ab ca. 1600 in größeren Mengen aus Ostindien eingeführt haben. Durch Verbote und Schutzzölle versuchte man vergeblich, den Handel mit dem asiatischen "Billigblau" zu unterbinden. Denn ganze Landstriche lebten bis dahin von der Farbgewinnung aus dem heimischen Färberwaid, der nun verdrängt wurde, was für viele existenzbedrohend war. Färberwaid ist ebenfalls eine Pflanze, die einen zwar chemisch identischen, aber etwas schwächeren Farbton liefert. In Frankreich gibt es einen Ort, wo man den Färberwaid (franz. "Pastel") in kleinen Mengen wieder anpflanzt. Mehrere Jahrhunderte lag der Anbau von Pastel jedoch vollends brach.

 

Heutzutage stammt der Indigofarbstoff  aus synthetischer Herstellung, die erstmals im Jahre 1878 gelang. Da der Rotanteil beim künstlich hergestellten Indigo-Blau etwas höher ist, wirkt dieses Blau etwas dunkler und violetter als das aus natürlicher Gewinnung.

 

Die getrockneten, gemahlenen Blätter von Indigopflanzen können übrigens auch zum Haarefärben für Tönungen von Dunkelbraun bis Schwarz verwendet werden und mit anderen Pflanzen wie Henna („schwarzes Henna“) gemischt werden. Darüber hinaus wird das pflanzliche Indigo auch heute noch für das Färben einiger Marken-Jeans verwendet, denn die Qualität des natürlichen Indigo-Blau ist weit höher als die des synthetischen. Wenn man so will, dann ist Indigo also das klassische Jeansblau.

 

Mehr über die Farbe BLAU, die verschiedenen Blautöne, ihre Einsatzbereiche und Wirkung auf uns in einem meiner nächsten Artikel.

10/2017


Die Farbe Blau - Teil II

Warum liebestolle Frösche blau werden...

Generell assoziieren wir BLAU Im Positiven u.a. mit Stille, Weite, Tiefe - auch emotionale, Entspannung, Stärke, sowie Vertrauen und Verlässlichkeit. Im Negativen verbinden wir BLAU eher mit Kälte, Distanz, Unpersönlichem, Autorität, Depression und Langeweile. 

 

Hitze vernebelt uns den Verstand, sei es im tatsächlichen Sinne an heißen Sommertagen, oder im übertragenen Sinne, bei Aggression oder starker Emotion (vergl. meine Artikel zur Farbe ROT). Hingegen kühlt uns BLAU - die Lieblingsfarbe der Deutschen (Statista 2017; Quelle: IfD Allensbach 2001) - in jedem Fall ab. Es wirkt entspannend, regenerierend und beruhigend, hilft uns Stress und Hektik abzubauen und unseren inneren Frieden zu finden. Es soll sogar unsere Kreativität und Kommunikationsfähigkeit ankurbeln. Doch Blau wirkt nicht nur auf mentaler Ebene! Auch auf stressbedingte körperliche Beschwerden kann BLAU positiv einwirken und helfen, u.a. Verkrampfungen zu lösen, Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen zu mildern. Die Farbe Blau hat also immer etwas Kühlendes, sowohl psychisch, als auch physisch!

"I've got the blues"

Angeblich fehlt es Menschen, die die Farbe Blau überhaupt nicht mögen, an innerer Ruhe. Andererseits sollte man Blau eher meiden, wenn man ohnehin schon melancholisch, traurig oder gar depressiv ist. Aus dem angelsächsischen Raum kommt der Ausdruck "I've got the blues", frei übersetzt "ich bin traurig". Übrigens hat man wohl festgestellt, das Menschen, die in einer melancholischen Stimmung sind, Blautöne schlechter unterscheiden können. Ein Phänomen, an dessen Ursache man noch forscht. Taucht die Farbe Blau im Traum auf, so kann das auf Introvertiertheit oder sogar Gefühlskälte hinweisen. Je dunkler der Ton, desto mehr spielen ggf. auch Trauer und Angst eine unterbewusste Rolle. Denn ja, je mehr Schwarzanteil im Blau enthalten ist, desto unheimlicher und bedrohlicher wirkt diese Farbe auf uns.

Kleidung und Natur

Während blaue Kleidung bei Männern an erster und bei Frauen - nach Schwarz - an zweiter Stelle steht, sind wir gegenüber blauen Lebensmitteln eher zurückhaltend. Warum ist das wohl so? Nun, Blau kommt in der Natur so gut wie gar nicht vor! Klar, da gibt es Blaubeeren, Pflaumen, Trauben, Auberginen... doch tatsächlich blau sind die allesamt nicht, denn lediglich ihre Haut hat einen gewissen Blauanteil, der jedoch ins Rötliche geht. Und das Fruchtfleisch ist ebenfalls nicht blau, sondern gelblich bis rötlich. Ach ja, da gibt es noch den Blauschimmelkäse, der als hochpreisige Delikatesse gehandelt wird und tatsächlich als solche trotz oder gerade wegen seines modrigen Geschmacks von manchen Menschen - genussvoll?! - verzehrt wird...  Haben wir Menschen doch eigentlich im Laufe der Evolution gelernt, dass intensives Blau in der Natur eher mit Vorsicht zu genießen ist, eben weil verdorbene Lebensmittel oft gesundheitsschädlichen bläulichen bzw. blaugrünen Schimmel generieren und blaue Pflanzen nicht selten giftig sind. Guten Appetit! Eben selbigen soll die Farbe Blau im Übrigen bremsen! Bei Tests fand man heraus, dass Menschen in einem blauen Raum weniger aßen als in andersfarbigen Räumen und dass man sich bei blauen Tellern von vornherein weniger auflädt!

Von Fröschen und Menschen...

Was mich direkt auf das heimische Moorfroschmännchen bringt! Diese Spezies wird gerade mal sieben Zentimeter groß und hat recht viel Druck im Frühjahr zur Laichzeit, in der ihm nur wenige Tage bleiben, um sein Erbgut effektiv und sinn-stiftend weiterzugeben, denn es finden regelrechte Massenorgien mit Hunderten von Fröschen in bestimmten Laichgebieten statt. In dieser Zeit färbt sich die Haut des Männchens BLAU - jedoch nicht, wie man meinen könnte, um den Weibchen zu gefallen, sondern um ihre Geschlechtsgenossen im kurzweiligen Liebeswahn von einer etwaigen "Fehlbegattung" abzuhalten. So ist die Farbe Blau bei Moorfröschen also ein gut sichtbares (Abwehr-)Zeichen der Männlichkeit. 

 


Nun, auch bei uns Menschen gilt Blau als männliche Farbe. Doch das war nicht immer so. Vom Mittelalter an noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts kleidete man Knaben bevorzugt in Rosa ein, während Hellblau die Farbe der Mädchen war. Der Wandel, dass Blau zur Jungsfarbe wurde kam erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts zum tragen. 

 

Darüber, warum sich dieser Wandel vollzog kann genüsslich spekuliert werden, vielleicht weil Matrosen und Arbeiter blau trugen, oder weil die Jeanshose anfangs hauptsächlich von Männern getragen wurde. Man weiß es nicht genau.

Aspekte verschiedener Blautöne


Neben Rot und Gelb zählt Blau zu den drei Grundfarben, aus denen alle anderen Farben gemischt werden können. Das heißt, mischt man Rot und Blau erhält man je nach Anteil unterschiedliche Töne, angefangen bei einem leicht rot-stichigen Indigoblau, hin bis zu Lila und Violett. Und je mehr Gelb man zu Blau hinzufügt, desto grünlicher wird es. All diese Mischungen vereinen die jeweiligen Eigenschaften der beiden Farben und haben entsprechend eine unterschiedliche Wirkung auf uns. 

 

In der nachstehenden Tabelle habe ich versucht die unterschiedlichen Aspekte von Blautönen aufzulisten. 

10/2017

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